Die mächtigste Yakuza-Organisation Japans, die Yamaguchi-gumi, will sich künftig aus internen Machtkämpfen zurückziehen. In einem offiziellen Schreiben an die Polizei in der Präfektur Hyogo erklärten hochrangige Mitglieder, dass es keine weiteren Auseinandersetzungen innerhalb des Syndikats geben werde. Der Brief ging am Montag ein und wurde am Donnerstag von der Polizei bestätigt.
Die Ankündigung erfolgt inmitten jahrelanger Spannungen. Seit einer Abspaltung im Jahr 2015 kam es immer wieder zu gewaltsamen Konflikten zwischen dem Hauptzweig der Yamaguchi-gumi und rivalisierenden Gruppen. Ob sich die abgespaltenen Fraktionen ebenfalls zur Ruhe verpflichten, ist derzeit unklar. Laut Polizei könnte es sich zunächst um eine einseitige Maßnahme handeln – mit offenem Ausgang.
Behörden erhöhen Druck auf das organisierte Verbrechen
Seit 2020 verstärken Japans Strafverfolgungsbehörden ihren Einsatz gegen das organisierte Verbrechen. Neue Gesetze, strengere Überwachung und gezielte Razzien haben die Handlungsfähigkeit der Yakuza stark eingeschränkt. Beobachter vermuten, dass die Yamaguchi-gumi mit ihrem Schritt Hoffnung auf eine Lockerung der Maßnahmen verbindet.
Trotz ihrer illegalen Aktivitäten war die Yakuza in Japan lange Zeit offen sichtbar. Ihre Büros sind teils öffentlich bekannt, und ihre Organisationsstruktur ist streng hierarchisch. Dennoch sind sie in zahlreiche kriminelle Machenschaften verwickelt – darunter Erpressung, Drogenhandel, Prostitution und Finanzbetrug.
Mitgliederzahl sinkt auf historischen Tiefstand
Die Bedeutung der Yakuza nimmt kontinuierlich ab. Im Jahr 2024 lag die Zahl der registrierten Mitglieder laut Polizeiangaben erstmals unter 20.000 – konkret bei etwa 18.800 Personen. Gründe dafür sind striktere Gesetze, wachsender gesellschaftlicher Druck und wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Ein auffälliges Merkmal vieler Mitglieder sind großflächige Tattoos, die Loyalität und Rang innerhalb der Organisation symbolisieren. In der japanischen Gesellschaft gelten solche Tätowierungen jedoch als Stigma. Menschen mit sichtbaren Tattoos werden oft aus öffentlichen Bädern, Schwimmbädern und Fitnessstudios ausgeschlossen.
Geste mit begrenzter Wirkung?
Noch ist unklar, ob die jüngste Erklärung der Yamaguchi-gumi echte Veränderungen bewirkt. Viel wird davon abhängen, ob rivalisierende Gruppen dem Aufruf folgen und ebenfalls auf Gewalt verzichten. Die Polizei bleibt vorsichtig optimistisch, warnt jedoch vor voreiligen Schlüssen.
Ein Sprecher der Polizei in Hyogo erklärte am Donnerstag: „Wir nehmen die Ankündigung zur Kenntnis. Ob sie auch umgesetzt wird, bleibt abzuwarten.“
Hoffnung auf langfristige Beruhigung
Der Schritt der Yamaguchi-gumi könnte ein Zeichen für ein Umdenken im organisierten Verbrechen Japans sein. Doch ohne das Mitwirken anderer Gruppen wird sich die Lage kaum dauerhaft entspannen. Klar ist: Der staatliche Druck zeigt Wirkung – und die Zeit der mächtigen Yakuza scheint langsam abzulaufen.