WhatsApp hat ein neues KI-Feature eingeführt, das laut Meta völlig freiwillig sein soll – doch Nutzer berichten, dass sich die Funktion nicht deaktivieren lässt. In einigen Ländern erscheint nun ein bunter Kreis mit dem Symbol „Meta AI“ in der Chat-Ansicht. Ein Fingertipp darauf startet den Chatbot, der Fragen beantwortet, Ideen liefert und Informationen bereitstellt. Viele Anwender empfinden das Tool jedoch als störend, vor allem weil es nicht abschaltbar ist. Datenschützer und Experten warnen: Die scheinbar optionale Funktion wirft ernste Fragen zum Umgang mit persönlichen Daten auf.
Was ist Meta AI und wie funktioniert es?
Meta AI ist ein auf künstlicher Intelligenz basierender Chatbot, der derzeit in ausgewählten Regionen auf WhatsApp ausgerollt wird. Das Tool basiert auf dem Sprachmodell Llama 4 und soll laut Meta schnelle Antworten liefern, kreatives Denken fördern und beim Lernen unterstützen. Die KI-Funktion ist auch in Facebook Messenger und Instagram integriert – alle drei Plattformen gehören zu Meta.
Wer die Funktion bereits nutzt, sieht oben im Chatfenster eine Suchleiste mit dem Hinweis: „Frag Meta AI oder suche.“ Tippt man auf das runde, bunte Symbol unten rechts im Bildschirm, öffnet sich ein Chatfenster mit dem Bot. Dort kann man einfache Fragen stellen – etwa zum Wetter – und bekommt prompt eine Antwort mit weiterführenden Links.
Doch genau hier zeigte sich ein Schwachpunkt: In einem Test fragte ein Nutzer nach dem Wetter in Glasgow. Die Antwort enthielt zwar viele Details, jedoch bezogen sich die weiterführenden Informationen fälschlicherweise auf Charing Cross in London.
Nutzer beklagen fehlende Deaktivierungsoption
Obwohl Meta betont, dass Meta AI freiwillig ist, berichten viele Nutzer, dass sie die Funktion nicht deaktivieren oder entfernen können. In sozialen Netzwerken wie X (ehemals Twitter), Bluesky oder Reddit äußern sich User frustriert. Viele fühlen sich gezwungen, das KI-Feature mit sich herumzutragen – auch wenn sie es nicht nutzen wollen.
Die britische Kolumnistin Polly Hudson kritisierte öffentlich, dass man den Chatbot nicht ausschalten kann. Auch Datenschutz- und KI-Experten schlagen Alarm. Dr. Kris Shrishak, ein international anerkannter Experte für Künstliche Intelligenz und Datenschutz, erklärte gegenüber Medien:
„Meta nutzt seine marktbeherrschende Stellung aus, um Menschen zu Testobjekten zu machen. Wer sich der KI verweigern will, hat keine echte Wahl.“
Streit um Trainingsdaten: KI basiert auf gescrapten Inhalten
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Herkunft der Daten, mit denen das KI-Modell trainiert wurde. Laut Shrishak hat Meta einen großen Teil seines Modells mit Daten aus öffentlich zugänglichen Webseiten und sogar aus illegalen Quellen gespeist. Dabei soll auch die umstrittene Plattform Library Genesis eine Rolle gespielt haben – eine Seite, die Millionen urheberrechtlich geschützter Bücher frei zugänglich macht.
Autorenverbände weltweit fordern Konsequenzen. Viele Schriftsteller haben bereits Klage gegen Meta eingereicht. Sie sehen in der Nutzung ihrer Werke einen klaren Verstoß gegen das Urheberrecht. Meta selbst äußerte sich bisher nicht zu diesen Vorwürfen.
Datenschutzbehörden wollen Funktionen prüfen
Laut Meta greift die KI nur auf Inhalte zu, die aktiv mit dem Bot geteilt werden. Private Chats sollen davon nicht betroffen sein. Alle persönlichen Unterhaltungen bleiben laut Unternehmen Ende-zu-Ende verschlüsselt.
Trotz dieser Zusicherung kündigte eine nationale Datenschutzbehörde an, die Nutzung von Meta AI genau zu beobachten. Behördenvertreter betonten, dass KI-Dienste nur dann zulässig seien, wenn sie geltenden Datenschutzgesetzen entsprechen – insbesondere beim Umgang mit sensiblen Daten oder Informationen von Minderjährigen.
Dr. Shrishak ergänzt:
„Wenn man mit Meta AI spricht, ist Meta automatisch eine der beiden Chatparteien. Das unterscheidet sich stark von privaten Nachrichten zwischen Freunden.“
Meta selbst rät Nutzern ausdrücklich, keine vertraulichen Informationen oder Daten Dritter an den Chatbot zu senden.
Obwohl Meta AI als freiwilliges Tool beworben wird, empfinden viele Nutzer die Funktion als aufgedrängt. Die fehlende Möglichkeit zur Deaktivierung sowie offene Fragen zum Datenschutz sorgen für Unmut. Der Konzern betont zwar die Nützlichkeit und Sicherheit des Tools – doch das Vertrauen vieler Anwender steht auf dem Spiel.